Als viele der heutzutage erfahrenen Augenärzte und Optiker zum ersten Mal lernten, weiche multifokale Linsen anzupassen, gab es komplizierte Anpassungsprotokolle, die Linsenstärke musste mehrmals verfeinert werden und zahlreiche Nachfolgebesuche waren erforderlich. Dank neuer Fertigungstechnologien und Linsendesigns erfordern, die meisten weichen multifokalen Linsen der neuen Generation nur ein entsprechendes sphärisches Äquivalent und einen Nahzusatz, um zu beginnen.
Um den Erfolg in der Anpassung dieser Linsen zu maximieren, haben Dr. Roxanna Potter, Dr. Shalu Pal und Dr. Mary Jo Stiegemeier - Ausbilder im Soft Toric and Presbyotic Lens Education (STAPLE) Programm für Optometriestudenten - einige Leitprinzipien entwickelt:1
Wählen Sie geeignete Kunden
Sie können die folgenden Träger am wahrscheinlichsten erfolgreich mit weichen multifokalen Kontaktlinsen ausstatten:
- Kandidaten, die bereits Erfahrung im Tragen von Kontaktlinsen haben
- Hochmotivierte Kandidaten, beispielsweise Kunden mit beginnender Presbyopie, Multitasker und Kunden, die mit Gleitsichtgläsern oder Lesebrillen nicht zurechtkommen.
- Kunden mit mittlerer bis starker Myopie und Hyperopie im Vergleich zu Emmetropen
Wenn Sie sich bereit dazu fühlen, multifokale torische Linsen auszuprobieren, können Sie mit Kunden mit Astigmatismus von >1,00 D beginnen.
Im Allgemeinen gilt, je höher der Nahzusatz, desto schwieriger ist es für Kunden sich an die Kontaktlinsen zu gewöhnen. Dasselbe gilt natürlich auch für die Anpassung von Gleitsichtgläsern.
Umgang mit Kundenerwartungen
Bevor Sie einem Kunden zum ersten Mal weiche multifokale Linsen verschreiben, ist es wichtig, dass Sie mit ihm den Anpassungsprozess besprechen. Erklären Sie auf jeden Fall, dass:
- üblicherweise 2 bis 3 Termine nötig sind, um diese Linsen erfolgreich anzupassen, damit die bestmögliche Sehkorrektur für den Kunden gewährleistet ist
- Kunden normalerweise mehrere Wochen benötigen, um sich an ihre neuen Linsen zu gewöhnen - die Kunden müssen also Geduld haben!
- es ein Ziel dieser Linsen ist, dem Kunden ein angemessenes Sehvermögen für 80 % seiner täglichen Aufgaben zu verleihen (dies ist ein vorsichtiger Wert, aber ein geringeres Leistungsversprechen führt zu einem größeren Eindruck von Erfolg)
- bei manchen Trägern Kontaktlinsen alleine nicht ausreichen und sie ab und zu eine Lesebrille benötigen
Stellen Sie sicher, dass jeder Patient Ihre Anpassungsgebühren und Ihre Rückerstattungs- und Stornierungsregelungen versteht, bevor Sie mit dem Prozess beginnen.
Optimierung der Refraktion
Eine präzise Refraktion ist die Grundlage der Anpassung. Versuchen Sie, den höchstmöglichen Pluswert für die Entfernung und den geringsten Pluswert für die Nähe zu verwenden, um eine übermäßige Anpassung aufgrund einer Refraktion mit zu hohem Minuswert zu vermeiden.
Berechnen Sie bei der Auswahl von weichen multifokalen Linsen für einen Kunden zunächst sein sphärisches Äquivalent. Verwenden Sie diese Verschreibung mit einem Versuchsrahmen und versuchen Sie einen so hohen Pluswert wie möglich zu erreichen.
Augendominanz bestimmen
Ein Test der sensorischen Dominanz statt der Augendominanz ist die wirksamste Methode, um eine erfolgreiche Anpassung von weichen multifokalen Linsen zu erreichen. Halten Sie eine +1,50 D oder +2,00 D Linse abwechselnd vor jedes Auge (während das bessere korrigiert ist), um zu bestimmen, welche Position zu einer weniger verschwommene Sicht führt, wenn beide Augen geöffnet sind. Das kann Ihnen dabei helfen, zu bestimmen, ob ein höherer Pluswert oder ein höherer Nahzusatz für das nicht dominante Auge verwendet werden sollte, um die Nahsicht zu verbessern, ohne die Fernsicht zu beeinträchtigen.
Bei realen Bedingungen testen
Testen Sie bei entsprechender Beleuchtung das Sehvermögen eines Kunden, indem Sie ein Mobiltelefon oder eine Zeitschrift anstatt einer Tafel verwenden. Überprüfen Sie die OU Schärfen für die Fernsicht und Nahsicht nur, nachdem Sie ihm einige Minuten gegeben haben, um sich zu gewöhnen. Lassen Sie die Kunden wissen, dass es während einiger Wochen zu Schatten oder leichtem Verschwimmen kommen kann.
Manchmal ist ein „Plan B“ erforderlich
Manche Kunden können oder wollen nicht die nötige Zeit aufbringen, um sich an multifokale Kontaktlinsen zu gewöhnen. Wenn Sie Kunden zu ihren Erfahrungen befragt haben und erkannt haben, dass diese keinen Erfolg mit weichen multifokalen Linsen haben werden, besprechen Sie mögliche Alternativen. Versichern Sie dem Kunden auch, dass sich die Technik immer weiterentwickelt und dass sie ihn informieren werden, wenn sich neue Möglichkeiten ergeben sollten.
Wenn die Kunden wissen, dass Sie sich um ihre Bedürfnisse kümmern, geben Sie Ihren Kunden Sicherheit und fördern ihre Treue.
1. Potter R, Pal S, Stiegemeier MJ. Avoiding the soft multifocal failure. Contact Lens Spectrum. 2016; 31:22-25.